QualityLand 1.1
Comics

QualityLand 1.1

Marc-Uwe Kling ist einer meiner absoluten Lieblings-Buchautoren. Die Känguru Chroniken sind wahrscheinlich den meisten von euch ein Begriff. Auch wenn die Bücher über das kommunistische Känguru zu meinen absoluten Lieblingen gehören, muss das etwas unbekanntere Werk QualityLand, sich keineswegs verstecken. Inzwischen ist die Dystopie international veröffentlicht und 2021 ist eine HBO Serie geplant. Da die Comicumsetzung eines Romans, bei Die Stadt der träumenden Bücher bereits so gut funktioniert hat, war ich auch bei QualityLand 1.1 zuversichtlich, eines meiner Lieblingsbücher endlich in meinem Lieblingsmedium genießen zu können.

QualityLand 1.1

QualityLand 1.1
Story: Marc-Uwe Kling | Zeichnungen: Zachary Tallent |
18€ | Voland & Quist

Nach einer großen ökonomischen Kriese reicht es der Regierung und sie beauftragen die Unternehmensberater von Big Business Consulting (BBC) damit, ihnen zu helfen. Daraufhin wird das Land in QualityLand umbenannt, alle anderen Länder werden in QuantityLand 1 bis X umbenannt und jeder Bürger bekommt einen neuen Namen. Da Namen wie Müller oder Schmidt nicht produktiv klingen bekommt jeder Junge als Nachnamen den Beruf des Vaters und jedes Mädchen den Beruf der Mutter im Augenblick der Zeugung. Außerdem werden die Bewohner in Level unterteilt, die sich aus sozialem Stand, Beruf, Fitness usw. zusammensetzen und es gibt noch viele Änderungen mehr.

In dieser Welt lebt Peter Arbeitsloser. Ein unmotivierter Maschinenverschrotter, der nicht sonderlich zufrieden ist, dessen Leben allerdings völlig aus den Fugen gerät, als er eine unerwartete Lieferung bekommt, die ihn zwingt das komplette System zu hinterfragen und für “Gerechtigkeit” zu kämpfen.

Parallel dazu versucht ein Android der erste nicht menschliche Präsident zu werden, was besonders dadurch erschwert wird, dass er tatsächlich versucht den Menschen zu helfen.

Come to where the quality is! Come to Qualityland!

Die größte Angst die ich hatte, war, dass zuviel aus dem Original ausgelassen wird. Das ist aber definitiv nicht so. Abgesehen von einigen kleinen Änderungen wird hier das komplette Buch nacherzählt. Es gibt quasi permanent Erzähler-Boxen, in denen der Text aus dem Buch steht und Sprechblasen, in denen die Figuren sagen, was sie im Buch sagen. Es gibt zwar hier und da Abweichungen, aber die sind eher selten. Einen Mehrwert für Fans der Bücher bieten aber vor allem die Seiten mit Werbung, die zwischen den Kapiteln sind. Diese haben mich doch einige Male sehr laut lachen lassen.

Das heißt aber nicht, dass der Rest des Comics nicht witzig ist. Allerdings habe ich das Buch inzwischen sicher 15 mal als Hörbuch gehört und 3 Mal gelesen, die Witze überraschen mich also nicht mehr so richtig, verlieren aber auch nicht an Witz. Im Gegenteil. Es ist tatsächlich so, dass wegen der visuellen Ebene viele lustige Momente nochmal sehr gut zünden konnten.

Womit wir bei der Visualisierung wären. Diese war ein wenig mein Sorgenkind. Die Zeichnungen sind keineswegs schlecht, dass ist ja auch immer subjektiv, allerdings hatte ich Schwierigkeiten mit den Zeichnungen warm zu werden. Alles war mir ein wenig zu clean und es fehlt mir an Tiefe. Das bremst den Spaß des Comics nicht, aber da wäre vielleicht noch ein wenig mehr drin gewesen. Besonders, da es durchaus Panels gibt, die sehr sehr gut sind.

Aus eins mach zwei

Die Roman Vorlage gibt es auch in zwei Teilen, allerdings wurde hier das Pokémon-Konzept verwendet, und es wurde zwei mal das Selbe, nur mit leichten Änderungen, verkauft. Der Comic ist dagegen zweigeteilt, und wird im nächsten Band fortgesetzt. Für alle, die die Vorlage kennen, dieser Band endet direkt nach dem Pfefferspray-Angriff. Da der Comic eh schon nicht gerade dünn ist, und einen sehr hohen Textanteil hat, ist das aber auch überhaupt nicht schlimm.

Fazit

QualityLand 1.1 ist fast alles was ich mir erhofft habe. Der Comic hält sich stark an die Vorlage und schafft es den Charm in das neue Medium zu übertragen. Auch wenn die Zeichnungen mich nicht ganz überzeugen konnten, gewinnt die Geschichte durch die visuelle Ebene nochmal sehr viel an Witz und umgekehrt. Es geht wenig bis gar nichts des Humors der Vorlage bei der Adaption verloren. Ich kann diesen Comic sowohl denen empfehlen, die das Buch bereits kennen, (ich kenne es wie gesagt fast auswendig und hatte trotzdem viel Spaß) aber auch als erste Lektüre ist der Comic super geeignet da er ohnehin sehr nah an der Vorlage ist. Auch unterm Strich würde ich den Comic fast jedem empfehlen, da es eine gut recherchierte Zukunftsvision ist, die natürlich humorvoll überspitzt ist, aber dennoch viele Ideen verarbeitet, die es so bereits gibt, oder die sich in Entwicklung befinden.