Digital oder Print
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Digital oder Print? [Werbung]

Eine der großen Glaubensfragen, die nicht nur Comicleser, sondern auch Buchlinge und Mangafans betrifft ist die Frage ob man seine Reihen lieber digital oder gedruckt konsumieren möchte. Als ich angefangen habe, Comics zu lesen, war der Buchmarkt zwar schon zu großen Teilen digital erhältlich, aber gerade im Bereich Comics und Manga, wurde dieser Markt erst in den letzten Jahren so richtig angegangen. An der Umsetzung hapert es allerdings noch heute ein wenig.

Bilder sind kein Text

Digital oder Print

Während die Umsetzung von Büchern auf digitale Medien noch relativ leicht ist, sind Panels da schon etwas schwieriger zu übertragen. Bei den meisten Büchern spielt die Einteilung der Seiten keine sonderlich große Rolle. Hier bietet die digitale Variante aus rein praktischer Sicht eigentlich ausschließlich Vorteile. Ein beleuchtetes Display, Gewicht, Handling, eine verstellbare Schriftgröße, kein hantieren mit Lesezeichen und, je nach Gerät, sogar die Möglichkeit Text zu markieren oder Kommentare zu schreiben, ohne das Buch dabei wirklich nachhaltig zu beschädigen, bieten einem ganz praktische Optionen.

Bei Comics sieht das Ganze leider anders aus. Natürlich sind auch hier Beleuchtung, Gewicht, etc. klare Vorteile. Allerdings lässt sich zum Beispiel die Schrift nicht ohne weiteres anpassen, da diese ja in die Blasen passen muss. Dazu kommt, dass Bilder anders wirken, als reiner Text. Die Anordnung der Panels ist eine Kunst für sich und beeinflusst das Leseerlebnis. Auch Doppelseiten sind ein Problem, da diese nicht nur ihre Wirkung völlig verlieren. Sie machen das Lesen auf einem digitalen Medium aktiv schlechter. Oftmals merkt man erst zu spät, dass es sich um eine Doppelseite handelt. Selbst wenn man es mitbekommt, muss man immer wieder hin und zurück blättern.

Es reicht also nicht, ein PDF des Comics zu veröffentlichen. Sinnvoller ist es einen Modus zu bieten, wie es beispielsweise Marvel Unlimited im Englischen, oder Izneo teilweise für deutsche Comics bietet. Ein Modus, bei dem die Panels einem nach und nach in der passenden Lesereihenfolge angezeigt werden.

Sammeln und sichern

Digital

Ein Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist, ist das Sammeln. Fast jeder Comicleser den ich kenne ist stolz auf seine Sammlung, sie wird gepflegt und auf die eine oder andere Art ausgestellt. Regale werden dekoriert, und Comics in Plastiktüten gepackt. Das fällt bei digitalen Angeboten natürlich völlig weg. Die Sammlung kann noch so groß sein, sie passt vermutlich trotzdem auf wenige USB-Sticks. Das ist ein Gefühl, an das man sich erstmal gewöhnen muss. Es fühlt sich einfach weniger wertig an.

Das ist im Grunde natürlich völliger Quatsch. Im Gegenteil. Die Sammlung lässt sich so deutlich leichter sichern, indem man Sicherheitskopien und oder Cloud-Dienste nutzt. So ist die Sammlung nicht nur geschützt vor Sonne, Knicken, Feuchtigkeit und sogar Feuer, sondern auch noch praktisch von überall aus verfügbar.

Verfügbarkeit

Ein riesiges Problem bei Comics und Manga ist die Verfügbarkeit. Oftmals sind Bände Verlagsvergriffen und können nur mit sehr viel Glück, oder zu ungeheuerlichen Preisen erworben werden. Besonders, wenn einem eine Reihe gut gefällt und man erst nach dem dritten Band merkt, dass der vierte nicht mehr zu bekommen ist, ist das unglaublich ärgerlich. Bei digitalen Medien ist das jedoch kein Problem. Sowas wie “Ausverkauft” gibt es nicht, und die Lieferzeiten beschränken sich auf die Downloadzeit.

Dazu kommt, dass sie rund um die Uhr verfügbar sind. Samstag Abend, man hat gerade einen Band beendet und will unbedingt wissen wie es weiter geht, aber die Geschäfte haben zu? Kein Problem. Online kaufen, downloaden und weiter geht’s.

Leider gibt es aber auch bei der Verfügbarkeit ein ganz anderes Problem. Während der Buchmarkt digital gut versorgt ist, sieht es bei Comics nicht ganz so gut aus. Hier findet man immer wieder Comics, die nicht in digitaler Form erscheinen. Noch deutlich schlimmer sieht es im Mangabereich aus. Hier gibt es zwar vorbildliche Verlage wie Tokyopop die zwar viel, aber auch nicht alles digital anbieten, aber eben auch viele, die ihre Reihen nur sehr sporadisch in digitaler Form anbieten.

Gebrauchtmarkt

Digital oder Print

Ein sehr großer Nachteil ist, dass ein Handeln mit gebrauchten Comics, Mangas oder Büchern im digitalen Bereich zwar möglich, aber verboten ist. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Ich könnte mir beliebig viele Kopien ziehen und diese anschließend verkaufen. Natürlich gäbe es hierfür Lösungen in Form von Signaturen in den Dateien, aber diese wären vermutlich auch zu leicht zu umgehen.

Für jemanden wie mich, der sehr gerne auf gebrauchte Comics zurück greift, ist das ein relativ großer Nachteil. Es gibt zwar einige Verlage, die ihre digitalen Comics signifikant günstiger anbieten, weshalb das nicht so auffällt, aber gerade bei Mangas und den Comics von Panini fällt der Preisunterschied so marginal aus, dass es sich nicht lohnt, aus finanziellen Gründen, digital zu kaufen.

Geräte

Ob digitales Lesen überhaupt in Frage kommt, steht und fällt mit dem Gerät. Natürlich ist es möglich auf dem PC, oder am Handy zu lesen, jedoch ist das maximal unkomfortabel und bietet meiner Meinung nach keinen adäquaten Ersatz für einen Print Comic. Ein Tablet ist da schon eine deutlich bessere Alternative. Ein Display mit Beleuchtung, und die Möglichkeit hunderte Comics zu speichern sind Vorteile, die sogar über das normale Print-Erlebnis hinaus gehen. Für mich ist hierbei der größte Nachteil, dass der Akku oft ein Problem ist. besonders, wenn man in der Sonne lesen möchte ist es oft schwer etwas auf dem Display zu erkennen, ohne die Helligkeit aufs Maximum zu drehen. Gemütlich lesen in der Sonne ist so zwar möglich, nur eben nicht sehr lange.

Für Manga kann man alternativ auch einfach einen E-Reader nehmen, jedoch funktionieren die in der Regel nur Schwarz/Weiß und somit für Comics denkbar ungeeignet. Dazu kommt, dass die unterschiedlichen E-Reader oft an die unterschiedlichen Shops, die diese anbieten gebunden sind.

Meine favorisierte Lösung ist das InkPad Color von Pocketbook. Dieser E-Rader verfügt nicht nur über ein Farbdisplay, sondern ist auch in der Lage eine Vielzahl von Formaten abzubilden. Das 7,8 Zoll E Ink Kaleido™ Plus Display ist groß genug um alle Comics im Format A4 und kleiner komfortabel zu lesen. Die Farben des Displays sind etwas matter und nicht so kräftig und leuchtend, wie beim Tablet, aber dafür ist es für die Augen so angenehm wie lesen auf Papier, nur mit zusätzlicher Beleuchtung und einer einer sehr langen Akkulaufzeit. Allerdings bietet das Pocketbook keine Option Comics von Izneo zu lesen, da man seine dort gekauften Comics nicht runterladen kann.

Meinen Test zum InkPad Color findet ihr HIER

Fazit: Digital oder Print?

Digitales lesen bietet eine Menge Vorteile gegenüber der Print Variante. In der Theorie ist das einzige wirkliche Gegenargument, dass es sich als Sammler komisch anfühlt die gekauften Sachen nicht ausstellen zu können. In der Praxis gibt es allerdings noch einige weitere Schwierigkeiten die überwunden werden müssen. Da wäre zum einen das Problem Doppelseiten dar zu stellen, welches sich mit entsprechenden Formaten aber durchaus bekämpfen lässt, wie Izneo und andere internationale Anbieter zeigen. Zum anderen ist da das Problem mit dem Preis, der zwar bei einigen Verlagen durchaus fair ist, bei anderen aber nicht. Hier entsteht der Eindruck, Herstellung und Vertrieb kosten nur wenige Cent. Last but not Least ist da das Problem eines relativ wirren Marktes. Der eine Shop bietet eine Reihe an, der andere nicht. Wieder ein anderer bietet die Reihe zwar an, aber nur für den eigenen Reader. Je nach Gerät kann es überaus umständlich sein, sich hier zurecht zu finden.

Nichtsdestotrotz hat das digitale Lesen eine Vielzahl Vorteile, weshalb ich aktuell viele Comics und einige Manga digital konsumiere. Hier ist zwar eine einmalige etwas teure Anschaffung eines Gerätes notwendig, jedoch lässt sich dieses dann in der Regel auch für Comics, Mangas und Bücher benutzen.

Letztendlich bleibt es eine Geschmacksfrage und ich verstehe jeden, der sagt das digitales Lesen für ihn bei den aktuellen Bedingungen noch keine Option ist. Für mich ist es auch nur ein Zusatz und ein kompletter Umstieg ist, zumindest aktuell noch, undenkbar.