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Gantz 1: Perfect Edition

Manchmal sieht man einen Film, hört ein Album, oder liest einen Manga, und es ist einfach nicht die richtige Zeit dafür. Vor ca. 15 Jahren liefen auf MTV und Viva nachts Animes und ich habe es geliebt. Golden Boy, Lupin III, X, Candidate for Goddess uvm. Nur einer wollte mir damals so gar nicht gefallen. Gantz. Vielleicht war es die überzogene Gewalt, oder die Tatsache, dass es quasi keine sympathische Figur gab. Vielleicht war es auch einfach der extrem zynische Blick auf die Menschheit, der scheinbar in jedem einen Abgrund sieht. Seit dem sind aber viele Jahre vergangen und so habe ich mich entschieden, Gantz noch eine Chance zu geben. Dieses Mal allerdings in Mangaform.

Worum geht es bei Gantz?

Gantz 1
Story und Zeichnung: Hiroya Oku | 20€ | Manga-Cult

Oberflächlich: Kei Kurono und sein früherer Schulfreund Kato versuchen einen Obdachlosen zu retten, der auf die Schienen gefallen ist. Leider schaffen sie es nicht und der Zug überrollt sie. Allerdings werden sie kurz vor ihrem Tod von einer unbekannten Macht gerettet und werden in ein Zimmer mit vielen anderen teleportiert. In diesem Zimmer steht eine schwarze Kugel, die ihnen sagt, dass sie tot sind und nun machen sollen, was die Kugel will. Anschließend gibt ihnen die Kugel dann Anzüge mit Superkräften und coole Waffen, um sie gegen Aliens in die Schlacht zu schicken.

Aber es geht eigentlich um viel mehr. Hiroya Oku schafft hier ein Setting, in dem eine bunt gemischte Gruppe Menschen dazu gebracht wird, ihre Abgründe zu zeigen. Es geht um Gruppendynamik und um die Menschen selbst, bzw. darum wie schlecht sie eigentlich sind.

Was zur Hölle habe ich da eigentlich grade gelesen?

©Manga-Cult

Auch wenn das Setting erstmal relativ “typisch” klingt, ist Gantz doch definitiv alles andere als ein typischer Manga. Die Story, eskaliert sehr schnell und sehr hart und es gab auch einige Momente, an denen Hiroya Oku für meinen Geschmack definitiv ein Stück zu weit gegangen ist. Es ist sehr brutal und explizit, es wird nicht mit Nacktheit gegeizt und es ist auf einer psychologischen Ebene unangenehm. Quasi jede Figur hier hat tiefe Abgründe und ist bereit furchtbare Dinge zu tun, sobald sich die Gelegenheit bietet.

Auf den ersten Blick wirkte die Mischung aus Gewalt und nackter Haut sehr pubertär und plump auf mich. Vielleicht ist das auch der Grund, warum mir der Anime damals auf MTV so gar nicht gefallen hat. Allerdings wird auf den zweiten Blick klar, dass dieser Manga unter der Oberfläche eine ganze Menge mehr zu bieten hat. Die Interaktion der Figuren, die radikale und brachiale Art der Story, in der jederzeit jeder sterben kann und die unangenehme, ja fast schon trostlose, Art der Geschichte bieten etwas, was ich so noch nicht oft bei einem Manga hatte.

Fazit

©Manga-Cult

Gantz ist alles andere als ein Feelgood-Manga. Die packende Story, die gelungene Charakterentwicklung, die schnelle Action, die tollen Zeichnungen und die vielen Fragen, die sich beim Lesen stellen, sorgen aber dafür, dass es wirklich schwer ist, diesen Band aus den Händen zu legen. Und das will was heißen, weil der Band mit 880 Seiten alles andere als dünn ist. Hier bekommt man sehr viel Manga für sein Geld und eine Story, die anfangs zwar eher pubertär wirkt, unter der Oberfläche aber eine ganze Menge zu bieten hat.