Gung Ho 1: Schwarze Schafe
Comics

Gung Ho 1: Schwarze Schafe

Es gibt Comics, bei denen man überall hört, wie gut sie sind. Instagram ist voll davon und in Podcasts redet gefühlt jeder darüber. Oftmals sind das aber auch Comics, bei denen die Meinungen weit auseinander gehen. Als Beispiel würde ich hier Batman Damned nennen, der zwar in aller Munde war, aber bei vielen auch nur deshalb, weil man Batmans Lümmel gesehen hat, oder weil sie ihn so sagenhaft schlecht fanden. Hin und wider gibt es aber auch Comics, über die quasi keiner spricht, aber jeder der es kennt, spricht in den aller höchsten Tönen davon. Gung Ho ist so ein Comic. Spätestens seit dem Cross Cult Spezial Podcast mit Jill von Letterheart stand diese Reihe auf meinem Wunschzettel. Nun hatte ich endlich die Gelegenheit mit Gung Ho 1: Schwarze Schafe in die Reihe rein zu lesen.

Schwarze Schafe

Gung Ho 1: Schwarze Schafe
Story: Benjamin von Eckartsberg | Zeichnungen: Benjamin von Eckartsberg, Thomas von Kummant | 22€ | Cross Cult

Es gab eine große Katastrophe. Die weiße Plage hat die Welt heimgesucht und bedroht die Menschheit noch immer. In Festungen und Forts ist ein Überleben zwar möglich, jedoch ist es mit großem Verzicht und ständiger Gefahr verbunden. Eine Gefahr die jedem bewusst ist, solange er kein Teenager ist. Als Teenager in einer Welt zu leben, in der Disziplin und Regeln der einzige Weg zum Überleben sind, ist nicht für jeden leicht.

Archer und sein jüngerer Bruder Zack sind Waisenkinder und in einem schwierigen Alter. Archer ist aufmüpfig, respektlos und hält sich für klüger als jeden anderen. Er und sein Bruder haben sich so allerlei Schwierigkeiten eingebrockt und sie wurden als letzte Chance in ein Fort mitten in der Gefahrenzone gebracht. Wenn sie sich hier auch nicht benehmen können, müssen sie raus in die Wildnis. Das wäre allerdings der sichere Tod. Wer jetzt denkt, dass die zwei sich dann jetzt sicher vorbildlich benehmen werden, hat entweder vergessen, wie es ist ein Teenager zu sein, oder war definitiv zu brav.

Rebellion im kleinen Kreis

Gung Ho 1: Schwarze Schafe
©Cross-Cult

Das Setting wirkt zwar im ersten Moment ein bisschen wie eine 0815 Zombie Story, ist es aber absolut nicht. Abgesehen davon, dass es keine Zombies gibt, ist auch der Focus ein anderer. Es geht um die Beziehungen und Dynamiken zwischen den Bewohnern des Forts. Die Bedrohung von Außen mag schlimm sein, aber die Menschen in dem Fort sind deshalb nicht zwingend besser. Machtpositionen werden ausgenutzt und die Halbstarken wollen ihren Platz im Leben finden. Es geht um Sex und Drogen und darum sich und den anderen etwas zu beweisen. Spannend ist dabei, dass sich abzeichnet, dass Zack sich durchaus gerne im dem Fort einleben und ein Zuhause finden möchte, während Archer nichts ernst nimmt, klaut und versucht mit allem zu schlafen, was nicht bei 3 auf dem Hochstand ist.

Filmreif

Gung Ho 1: Schwarze Schafe
©Cross-Cult

Neben der tollen Geschichte ist Gung Ho 1: Schwarze Schafe aber vor allem ein Fest für die Augen. Die Zeichnungen haben einen Stil, den ich so noch nie gesehen habe und an dem ich mich nicht satt sehen kann. Die Aufmachung ist sehr cineastisch und so gar nicht “comictypisch”. Die Bildsprache funktioniert in ruhigen Momenten wunderbar als Unterstützung und kann bei Action für einen ordentlichen Knall sorgen. Generell muss ich sagen, dass es sich beim Lesen beinahe anfühlt, als würde man eine verdammt gute Serie gucken. Als ich den Band beendet hatte, stellte sich ein “Nein bitte nur noch eine Folge” Gefühl ein, dass ich so bei Comics wirklich überaus selten habe. Am liebsten hätte ich direkt den nächsten Band gelesen.

Fazit

©Cross-Cult

Wenn der erste Band nicht lächerlich viel besser als seine Nachfolger sein sollte, könnte Gung Ho 1: Schwarze Schafe der Beginn einer ganz großen Liebe sein. Die Story hat mich gepackt, wie es selten passiert. Das Setting erfindet das Rad nicht neu, aber wie das Ganze hier umgesetzt wurde hat etwas Frisches und bietet sehr viel Potential. Die Zeichnungen sind einfach der Hammer, guckt euch alleine mal die Leseprobe und das Cover an. Wenn euch das nicht abholt, kann ich euch auch nicht helfen. Für solche Comics ist das große Format einfach gemacht. Wenn ich mir aktuell einen Comic aussuchen könnte, der eine eigene Serie bekommen kann, würde ich diesen nehmen.

Ach, der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der Comic, wie so viele optische Granaten, aus Deutschland kommt. Ich bin sicher, dass hier auch hässliche Comics gemacht werden aber alles was ich bisher gesehen habe war unglaublich gut.