Comics

Myre – Die Chroniken von Yria Buch 2

Myre ist ein Phänomen. Dieser Comic lässt sich mit nichts vergleichen, was ich sonst so im Regal stehen habe. Der erste Band hatte mich schon mit der Leseprobe überzeugt. Die Art, wie die Geschichte auf den Wenigen Seiten erzählt wurde, sprach mich direkt an. Dabei war die Handlung nicht besonders spektakulär. Es ging um Myre, die eine Zigarette im Mund hatte, aber ihr Feuerzeug nicht anbekam. Aber anstatt das Ganze in einem oder zwei Panels, mit einer Sprechblase wie “Verdammt, wieso geht das Feuerzeug nicht an”, zu erzählen, wird hier ohne Text in mehreren Bildern etwas gezeigt, was man zumindest als Raucher sicher kennt. Die Bilder setzten sich wie ein richtiger Film zusammen und es kam Stimmung auf. Es erinnerte mich fast ein bisschen an einen Ausschnitt Pixar Kurzfilm. Und ähnlich war es mit dem ganzen Band.

Eckdaten:

© Splitter-Verlag

Autor: Claudya Schmidt, Matt W. Davis
Zeichner: Claudya Schmidt
Preis: 19,80€
Seiten: 96
Format: Album
Verlag: Splitter-Verlag

Story:

Myre und ihr Drache/Freundin/Reittier Varug reisen im Auftrag von Boozer um ein Paket abzugeben. Sie kommt in eine große Stadt, die um einen Riesigen Baum gebaut ist und wie eine Oase in der Wüste wirkt. Da es in der Stadt zu voll und zu eng ist, um so ein großes Reittier mit zu nehmen, muss sie Varug in einem Stall lassen und sich allein auf den Weg durch die Wirrungen der Stadt machen. Sie bleibt aber nicht lange allein. Sie läuft dem Jungen Lutz über den weg, der sich wie eine Zecke an sie heftet und leider auch einige Probleme mit sich bringt. Von da an überschlagen sich die Ereignisse.

Meine Meinung:

Myre ist komplett anders, als alles was ich sonst so lese. Der Comic erzählt vieles nicht mit Sprechblasen oder so, sondern durch die Zeichnungen. Aktionen werden manchmal in mehreren kleinen Bildern gezeigt. Das sorgt dafür, dass die Handlungen sich in meinem Kopf fast zu Animationen zusammensetzen wie ich es noch bei keinem anderen Comic hatte.

Die Zeichnungen sind ein Thema für sich. Es mag ja alles Geschmacksache sein blabla, aber Claudya Schmidt zeichnet viel besser, als alles andere, was ich bisher in einem Comic gesehen habe. Es gibt in anderen Comics immer wieder Zeichnungen, die ich wirklich gerne mag, aber was hier mit Myre abgeliefert wird, ist ein völlig anderes Level. Ich könnte diesen Band auf einer zufälligen Seite aufschlagen und werde ein Bild finden, das ich mir an die Wand hängen möchte. Ich weiß nicht, wie ich das gleich bewerten soll, weil ich das Gefühl habe, 10/10 ist eigentlich noch zu wenig.

Die Geschichte nimmt hier nochmal an Fahrt auf. Dafür, dass Band 1 und 2 eigentlich nur einer sein sollten und nur in Deutschland in zweigeteilt wurden, fand ich das Ende vom ersten deutlich abschließender als den Cliffhanger vom zweiten. Dieser Band endet ein bisschen fies. Besonders, wenn man bedenkt, dass der Dritte Band noch nicht mal angekündigt ist.

Stattdessen wird wohl bald eine Art Spin-Off Starten, bei der es um Andere Figuren aus der Welt von Myre geht. Was ich einerseits schade finde, weil ich wissen will, wie es bei Myre weiter geht, aber andererseits bin ich einfach froh, mehr mit diesen Zeichnungen lesen zu können und noch was über die Welt zu erfahren.

Einer der Stars dieses Comics ist ganz klar die Welt. Immer wieder sieht man Dinge im Hintergrund die aussehen als könnte ihre Geschichte eigene Bücher füllen. Scheinbare Nebencharaktere wirken so interessant, dass ich nicht nur das Gefühl hatte, sie wären aus anderen Geschichten, sondern ich wollte die Geschichten auch gerne lesen um mehr über sie und ihre Hintergründe zu erfahren. Es ist als würde Myre als Reisende all diese Geschichten streifen, während sie ihre eigene erlebt.

Einsteigern würde ich empfehlen, erst den ersten Band zu lesen, da die Geschichte wirken und sich entfalten muss. Es ist zwar möglich hier mit dem Lesen zu beginnen, aber ich glaube, dass es den Spaß drastisch mindern würde.

Am Ende des Bandes gibt es auch noch einen ganzen Batzen Bonusmaterial, wie z.B. Storyboards, entwürfe und Hintergründe zu Charakteren.

Leseprobe

Fazit:

Der Splitter Verlag hat ja ohne hin ein sehr bunt gemischtes Sortiment, aber selbst da sticht Myre meiner Meinung nach raus. Die Erzählstruktur, die Charaktere und die wirklich atemberaubenden Zeichnungen machen Myre zu etwas Besonderem. Selbst wenn man nichts mit der Geschichte anfangen könnte, hätte man immer noch einer der schönstes Artbooks überhaupt.

Wertung:

Einsteigerfreundlichkeit: 4/10
Story: 8/10
Zeichnungen: 10/10