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Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens

Es gibt immer mal wieder Comics, die plötzlich in aller Munde sind. In den sozialen Medien wird man gefühlt von ihnen erschlagen und das Wort “Meisterwerk” fällt so oft, dass man das Gefühl hat den Comic sofort lesen zu müssen. Die Vergangenheit hat mich allerdings eher skeptisch werden lassen, wenn ein Comic über den grünen Klee gelobt wird. Nichtsdestotrotz sind diese Comics immer einen Blick wert, und schlecht war bisher noch keiner. Gelegentlich sind die gehypten Comics nämlich auch genau das, was alle sagen, “Meisterwerke”. Was Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens meiner Meinung nach ist, lest ihr hier.

Die Geschichte eines Lebens

Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens
Story:Chip Zdarsky | Zeichnungen: Mark Bagley | 19,99€ | Panini-Comics

1962 hatte Spider-Man seinen Auftritt. Seit dem hat er einiges erlebt. Er war Schüler, Student, Arbeitnehmer, Arbeitslos und Chef eines Multimilliarden schweren, internationalen Unternehmens. Peter kämpfte gegen kleine Taschendiebe, Gangsterbosse, Superschurken, Götter und sogar gegen seine Freunde. Er war in vielen Ländern, im All, in anderen ‘Dimensionen’ und sogar schon tot. Dabei hat er gelitten und Verluste erlebt, wie es nur wenige Helden ertragen müssen. Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens fragt sich nun “Was wäre, wenn Peter dabei normal gealtert wäre“. Jemand der Ende 30 ist, verhält sich logischerweise völlig anders in vielen Situationen. Und jemand der so viel ertragen musste wie Peter würde wohl auch nicht immer der locker leichte fröhliche Flummi bleiben.

In der Kürze liegt die Würze

Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens
©Panini Comics

Jahrzehnt für Jahrzehnt werden alle wichtigen Etappen in Peters Leben aufgearbeitet. Allerdings ändern sich die Geschehnisse zum Teil sehr, da Peter in einem anderen Alter anders auf Sachen reagiert. Außerdem ist in diesem Band logischerweise nicht der Platz alle wichtigen Ereignisse in epischer Länge zu erzählen, weshalb auch gerne mal Sachen kombiniert und anders verkürzt werden. Mir persönlich ging es dabei oftmals deutlich zu schnell. Grade anfangs habe ich mir oft gewünscht der Band würde sich mehr Zeit nehmen, nicht nur die Meilensteine ab zu arbeiten, sondern auch mal die Konsequenzen zu zeigen. Denn das ist eine der großen Stärken in diesem Band. Es gibt kein Zurück. Peter wird immer älter und was passiert passiert auch. Es wird nicht einfach obsolet, nach einem Autorenwechsel oder ähnliches. Gerade deshalb wäre ein wenig mehr drum herum ganz nett gewesen.

Die Optik und die Zeit

©Panini Comics

Ein riesen Plus an diesem Comic ist die Optik. Damit meine ich zum einen den Zeichenstil selbst, der hervorragend zur Geschichte passt, aber auch wie das Flair von Jahrzehnten hier eingefangen wird. Das ist besonders anfangs spürbar, als der Vietnam Krieg noch ein großes Thema war und es sich spürbar auf Peter und alle um ihn herum auswirkt. Aber auch später ist fast immer an Kleidung etc. spürbar, welches Jahrzehnt gerade ist. Dazu kommt, das Peter sichtlich altert und Maßnahmen ergreifen muss, um stark, beweglich und agil zu bleiben. Man spürt also beim Lesen immer wieder wieviel Zeit seit dem Start schon vergangen ist.

Fazit

©Panini Comics

Spider-Man: Die Geschichte eines Lebens ist sicher nicht perfekt. Der Comic lebt vor allem von seiner spannenden Prämisse, mit dem alternden Helden, und macht letztendlich leider nicht sehr viel mit diesem Kniff. Trotzdem bleibt es ein verdammt starker Comic, der nicht nur mit seiner Optik überzeugen kann. Auch wenn er sich nur sehr wenig Zeit für die einzelnen Etappen nimmt, ist es innerhalb der Geschichte fast immer Stimmung. Als Einsteiger bekommt man einen Abriss der wichtigsten Events, diese unterscheiden sich aber genug von den Originalen, um auch alten Hasen Spaß zu machen. Ich hoffe inständig, dass Marvel den Erfolg dieser Reihe zum Anlass nimmt, mehr Heldengeschichten aus dem Universum in dem tatsächlich Zeit vergeht zu erzählen. Potential gibt es jedenfalls genug.