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Black Hammer: Doctor Star & das Reich der verlorenen Hoffnung

Das Black Hammer Universum wächst und wächst. Nicht nur in der Hauptreihe, in der über Rückblenden langsam aber sicher eine riesige Welt gezeichnet wird, sondern auch in Spinnoffs werden immer mehr Hintergründe angesprochen und Charaktere ausgebaut. “Sherlock Frankenstein & die Legion des Teufels” hat die Messlatte bereits sehr hoch gelegt, und meine Liebe für die Reihe weiter gefestigt. So sehr, dass Black Hammer meine Lieblings Comicreihe 2018 war. Die Erwartungen an Doctor Star & das Reich der verlorenen Hoffnung waren also entsprechend hoch.

Eckdaten

Doctor Star
  • Autor: Jeff Lemire
  • Zeichner: Max Fiumara
  • Preis: 19,80 €
  • Seiten: 128
  • Verlag: Spliter-Verlag

Story

Doctor Star ist zurück in seiner Heimat, und der Grund dafür könnte trauriger kaum sein. In Form eines Briefes (ich möchte hier noch nicht sagen an wen) arbeitet er seine Vergangenheit auf und kommentiert quasi die Rückblenden. Er beginnt dabei ganz am Anfang, wie er zum Helden Doctor Star wurde, was das für seine Familie bedeutete und wie es sein Leben geändert hat. Es geht um die Durchbrüche und die schlimmsten Fehler im Leben des brilianten Wissenschaftlers.

Meine Meinung

Jeff Lemire zeigt mal wieder, was für ein außergewöhnlicher Autor er ist. Die Hauptreihe ist bereits vom Ton her ganz anders gewesen als das erste Spinnoff und dieser Band ist nochmal etwas völlig anderes. Dieses mal ist es weniger aktionreich, und bunt, sondern deutlich ruhiger. Ein alter Mann, der auf seine Vergangenheit guckt, und versucht zu erklären, was er falsch gemacht hat und warum.

Das klingt jetzt vielleicht nicht so spannend, aber das täuscht. Ich hatte absolut keine Zeit und wollte nur mal einen Blick in den Comic werfen, habe ihn dann aber nicht mehr aus der Hand gelegt und in einem Rutsch gelesen.

Der Charakter des Doctor Star ist so fanzinierend wie er traurig ist. Seine Origin ist jetzt nichts wirklich Neues, aber wie bei Black Hammer üblich geht es hier eben primär um die sozialen Aspekte, die das mit sich bringt. Es geht darum, wie es für eine Familie ist, wenn der Vater Wissenschaftler und Superheld ist und wie sich Fehler der Helden auf ihr Familienleben auswirken können.

Am überraschensten fand ich, wie sehr mich dieser Comic emotional mitgenommen hat. Rein geschichtlich wird hier das Rad nicht neu erfunden, aber weil die Figuren so viel Tiefe bekommen, und man schnell mit dem Doctor mitfühlt, hat es mich voll erwischt, wie sich das Ganze entwickelt. Besonders, da es so ganz anders ist, als der letzte Band und so hart mit meinen Erwartungen gebrochen hat.

Die Zeichnungen sind, wie bei der Reihe üblich, wieder ausgezeichnet. Es wirkt alles viel weniger bunt, als das letzte Spinnoff, und die Melancholie ist so die ganze Zeit spürbar. Sehr schön fand ich auch, dass der Doctor ein eher hagerer, kleiner Typ ist und sich das auch mit seinem neuen Leben als Superheld nicht ändert. Er wird natürlich selbstbewusster und hat ein cooles Konstüm, aber ein klassischer gutaussehender Held ist er nie.

Auch wenn dieser Comic das Black Hammer Universum konsequent weiter ausbaut, muss man die Vorgänger nicht gelesen haben, um diesen Band zu genießen. Doctor Star funktioniert auch sehr gut als abgeschlossener Oneshot, der keine zusätzlichen Informationen benötigt

Fazit

Eine ergreifende Geschichte, mit der Jeff Lemire mal wieder zeigt, wie gut er Charaktere schreiben kann. Die Geschichte hat vielleicht nicht viel Aktion, aber dafür Tiefe und Emotionen, wie man es nicht oft in einem Comic und noch seltener in einem Superhelden Comic erlebt. Wenn man noch nichts aus dem Black Hammer Universum gelesen hat, kann man mit Doctor Star rein schnuppern, und wenn man schon Fan ist, wird das Universum hier weiter ausgebaut und geöffnet. Ich hoffe sehr, dass Jeff Lemire nicht so bald aufhört, an diesem Universum zu arbeiten, und das noch viele Geschichten abseits der Hauptstory erzählt werden.

Wertung

  • Einsteigerfreundlichkeit: 10/10
  • Story: 8/10
  • Zeichnungen: 9/10

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